Die Wehrkirche zu Pomßen



Um 1200 – Entstehungszeit der Kirche
An Zeugen aus dieser Zeit, der Romanik, sind die stattlichen Rundbogen, zwei Säulen mit Würfelkapitellen und der schwere unverzierte Taufstein aus Rochlitzer Porphyrtuff erhalten. Ebenfalls aus dieser Zeit sind der untere Teil des Westturmes (Wehrturm) und die Apsis am Ostchor erhalte.
1560 – Der Schlossherr, Hans von Ponickau, stiftet der Kirche einen neuen Renaissance-Sandsteinaltar. Geschaffen wurde dieser Altar aus sächsischem Sandstein in der Freiberger Bildhauerschule des Andreas Lorentz. Der Altar zeigt gegliedert die Heilsgeschichte Gottes mit uns Menschen in Jesus Christus. Auch die Stifterfamilie wurde in die figürliche Darstellung mit einbezogen. Dieser Altar ersetzte einen aus Holz geschnitzten gotischen Flügelaltar.
1614 – Der Freiberger Bildschnitzer Frantz Ditrich schafft das Renaissance-Epitaph für Georg und Margarethe von Ponickau an der Nordwand der Kirche.
1660 – „hat ein heftiger Sturm nach gehaltener Communion den Kirchturm umgeworfen und die Orgel zerstört.“ (Höchstwahrscheinlich bis in die halbe Höhe – die „Naht“ ist noch sichtbar)
1661 – Der Kirchturm wird wieder aufgebaut und erhält eine Glockenstube mit Rundbogenfenster und einen Dachreiter mit Barock-Haube.
1670/1671 – Schaffung und Aufstellung der Renaissance-Orgel durch den Döbelner Orgelbaumeister Gottfried Richter. Dabei wurden ältere, vermutlich um das Jahr 1570 geschaffene Bauteile der vorherigen, 1660 beschädigten Orgel mitverwendet. Die Orgel besitzt als Besonderheit einen Cimbelstern und Vogelgesang.
22.03.1671 – Werner Fabricius, Organist der Nicolaikirche zu Leipzig, spielt die neue Orgel das erste Mal. Die Orgel ist eine der ältesten Orgeln und wohl die älteste bespielbare Orgel in Sachsen. Sie ist eines der wichtigsten Denkmale europäischer Orgelbaukunst.
1685 – Der Patronatsherr Johann Christoph von Ponickau I. und seine Gattin Anna Elisabeth geborene Wetzlarin von Marsilien schenken der Kirche ein prachtvolles Geläut. Bei der schlechten Beschaffenheit der Straßen und der Beförderungsmittel zog es der Glockengießer, Meister Johann Jacob Hoffmann aus Halle, vor, die drei Glocken auf dem Friedhofe zu gießen. Auch der Glockenstuhl wurde vollkommen erneuert.
1670/1690 – Auf diese Zeit geht auch der Einbau der Emporen, der Kassettendecke und der Kanzel zurück.
1686 – Nach einem Durchbruch durch die nördliche romanische Chorwand wird eine zweietagige barocke Loge eingebaut. Der untere Raum war dem Rittergutsverwalter im Gottesdienst vorbehalten. Die darüber liegende Patronatsloge ist nur über einen Treppenturm mit einer Wendeltreppe aus Rochlitzer Porphyrtuff vom Friedhof aus erreichbar. Zum Kirchenraum hin ist die herrschaftliche Loge mit vielfältiger barocker Stuckarbeit verziert. Der barocke Taufengel wird angebracht. Er wurde, damals eine Taufschale haltend, zu Taufen an einem Seil in den Altarraum herabgelassen. Seit der Renovierung 1999 wieder in alter Pracht, aber ohne Taufbecken.
1727 – Für Johann Christoph I. und Johann Christoph II. von Ponickau werden an der Südwand prächtige Grabmonumente (Epitaphe) angebracht. Diese befinden sich nach der Renovierung (1991 bis 2005) mit einer Vielzahl weiterer Grabplatten in einem vorzüglichen Zustand.
1741 – Die Kirchenuhr wird vom Dessauer Hofuhrmacher Christian Müller gebaut.
1934 – wurde sie nach der Urfassung erneuert.
1781 – Die Orgel wird repariert und es wird durch den Universitäts-Orgelbauer H. Göttlich ein neues Klavier und Pedal eingebaut.
1889 – Renovierung der Kirche. Die Kirche wird abgeputzt und zum Teil neu bedacht. Der Turmkopf wird mit einer Urkunde versehen.
1931/1932 – Erneuerung des Kirchturmes. Am 17.11.1931 wird die Kirche wegen Einsturzgefahr des Kirchturmes vollständig gesperrt. Die Gottesdienste finden u.a. im Jagdsaal des Schlosses statt. Bei der Sanierung durch die Fa. Dykerhoff und Widmann in Leipzig wurden in 7 Ankerlagen 28 Haupt- und 3 Maueranker eingebracht. Die Risse wurden mit Zementmörtel ausgepresst.
1934 – Innenrenovierung der Kirche. Die Einweihung der erneuerten Kirche erfolgte am 22.04.1934.
1974 – Neueindeckung des Kirchenturmes und Außenrenovierung der Kirche.
1991/2004 – Schrittweise umfassende Innenrenovierung der Kirche.
2005 – Das Kirchenschiff wird neu gedeckt.
2005/2006 – Die Orgel wird in der Orgelbauwerkstatt von Kristian Wegscheider in Dresden vom Grunde auf renoviert. Fertigstellung und Einbau Herbst 2006
Literatur:
Günther, Klaus – Wehrkirche Pomssen Sax-Verlag, 2.Aufl. 2005
Schmalzried, Peter – Fakten, Legenden, Zeitzeugen zur Geschichte von Pomßen, Geschichts- und Heimatverein Pomßen e.V. 2005
Steinecke, Max – Das Hohe Lied der Heimat I., II., 1963